Verringert Cannabis die Chancen auf eine Schwangerschaft?
Ein gelegentlicher Joint ist doch in Ordnung, auch wenn man sich Kinder wünscht – oder nicht? Diese Frage stellen sich viele Cannabis-Konsumenten früher oder später. In der Tat gibt es auch schon einige Studien, die sich mit dieser Fragestellung befasst haben.
Cannabis und Fruchtbarkeit: Die Dosis ist entscheidend
Die bisher durchgeführten Studien kommen zu teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Wir haben uns mehrere Studien genauer angeschaut und gelangen zu der folgenden Erkenntnis: Vor allem ein regelmäßiger und hoher Cannabis-Konsum wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Das gilt für Männer genauso wie für Frauen. Geht es hingegen um den gelegentlichen Konsum, ist noch nicht abschließend erforscht, ob dieser ebenfalls eine beeinträchtigende Wirkung hat oder ob er sogar förderlich für die Fruchtbarkeit sein könnte. Dies muss erst noch in weiteren Studien gezeigt werden.
Aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Marihuana und Fruchtbarkeit bei Frauen
Ganz neu ist eine Studie, die sich mit dem Zusammenhang zwischen dem Konsum von Haschisch oder Marihuana bei Frauen bei gleichzeitigem Kinderwunsch beschäftigt. Die Ergebnisse der am National Institute of Health in den USA durchgeführten Studie legen nahe, dass Frauen mit Kinderwunsch lieber komplett auf Cannabis verzichten sollten.
Cannabis-Konsum reduziert die Chance für eine Schwangerschaft
Für die Studie, deren Ergebnisse im Fachblatt „Human Reproduction“ veröffentlicht wurden, untersuchten und beobachteten die Forscher zahlreiche Frauen mit Kinderwunsch. Ungefähr fünf Prozent der Teilnehmerinnen konsumierten Cannabis. Bei ihnen war die Chance für eine Schwangerschaft in jedem Zyklus um 41 Prozent niedriger als bei den Frauen, die von Cannabis die Finger ließen. Sie wurden auch deutlich seltener schwanger als die Frauen der Vergleichsgruppe, die auf Cannabis verzichteten:
- 66 Prozent der Frauen, die kein Cannabis konsumierten, hielten im Untersuchungszeitraum einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen
- Bei den Cannabis-Konsumentinnen waren es nur 42 Prozent
Die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt war hingegen in beiden Gruppen gleich hoch.
Cannabis hat auch Einfluss auf die Geschlechtshormone
Darüber hinaus kamen die Wissenschaftler zu einigen weiteren Erkenntnissen: Sie fanden heraus, dass Cannabis die Fortpflanzungshormone beeinflusste, welche für den Eisprung wichtig sind. Diese Effekte könnten dazu führen, dass sich die Chance für eine Schwangerschaft so drastisch reduziert. Auch Tierstudien zeigten in der Vergangenheit schon, dass Cannabis den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verändern kann, sodass es der Embryo schwerer hat, sich in der Gebärmutter einzunisten.
Ergebnisse der Studie zunächst nur vorläufig
Für die Studie wurden über 1.200 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren analysiert.
Nur wenig Teilnehmerinnen der Studie nahmen auch tatsächlich Cannabis ein. Deshalb weisen die Forscher darauf hin, dass die Ergebnisse zunächst nur vorläufig gültig sind.
Die Studienautoren empfehlen Frauen mit Kinderwunsch dennoch, auf Cannabis zu verzichten, bis weitere Studienergebnisse vorliegen.
Beeinflusst Cannabis auch bei Männern die Fruchtbarkeit?
Natürlich wird die Chance auf eine Schwangerschaft nicht nur durch die Fruchtbarkeit der Frauen beeinflusst, auch die Spermienmenge und -qualität spielt dabei eine wichtige Rolle. Es stellt sich also die Frage, ob Cannabis bei Männern die Fruchtbarkeit ebenfalls beeinträchtigt. Mit dieser Thematik haben sich bereits mehr Studien beschäftigt. Eine Studie aus Dänemark, die im Jahr 2015 veröffentlicht wurde, kam beispielsweise zu folgenden Ergebnissen:
- Männer, die mindestens einmal wöchentlich kifften, hatten im Schnitt eine um 28 Prozent reduzierte Spermienzahl
- Auch die Morphologie und die Mobilität der Spermien kann durch Marihuana beeinträchtigt werden
- Die Quantität der Spermien nahm in der Studie sogar um 55 Prozent ab, wenn noch weitere Drogen konsumiert wurden
Andere Studien kamen vor allem bei häufigem und hohem Cannabis-Konsum bei Männern zu ähnlichen Ergebnissen.
Und wie verhält es sich mit CBD bei Kinderwunsch?
Cannabis hat also eher ungünstige Auswirkungen auf die Chance, den eigenen Kinderwunsch zu erfüllen. Doch gilt das auch für CBD? Um diese Frage zu beantworten, beschäftigen wir uns erst einmal genauer mit dem Endocannabinoid-System (ESC) des Menschen. Es steuert zahlreiche Prozesse im menschlichen Organismus und beeinflusst auch die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern.
Fest steht, dass CBD mit dem ESC interagieren kann. Es ist in der Lage, sich an die Cannabinoid-1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem zu binden. Untersuchungen deuten darauf hin, dass dies auch einen Einfluss auf das Hormonsystem hat. Forschungen zeigen zudem, dass es zwischen dem ESC und dem Serotonin-System Wechselwirkungen gibt. Der Neurotransmitter Serotonin hat dabei einen wichtigen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Ausgeglichenheit. CBD soll in der Lage sein, die Serotoninrezeptoren zu aktivieren.
Die bisherigen Studien legen nahe, dass CBD das hormonelle Gleichgewicht fördern und die Gesamteffizienz des ESC verbessern kann.
Dies hätte sowohl für die weibliche als auch für die männliche Fruchtbarkeit entscheidende Wirkungen.
CBD und die weibliche Fruchtbarkeit
Die aktuelle Studienlage zeigt, dass die Cannabinoid-Rezeptoren der Eierstöcke mit CBD interagieren können. Somit hat CBD womöglich einen vorteilhaften Einfluss auf die Funktion der Eierstöcke und kann dazu beitragen, die Follikelreifung zu regulieren.
CBD und die männliche Fruchtbarkeit
Auch die Spermienbildung wird vom ESC beeinflusst. Das betrifft vor allem das späte Stadium der Spermienreifung. Da Spermien ebenfalls Cannabinoid-Rezeptoren aufweisen, kann CBD Effekte auf das Reproduktionssystem des Mannes haben. Aufgrund der aktuellen Forschung nimmt man an, dass vor allem das Cannabinoid GPR18 bei Spermien dazu beiträgt, die Fähigkeit zur Befruchtung von Eizellen zu verbessern. Allerdings müssen noch weitere Forschungen durchgeführt werden, um genau zu ermitteln, welche Auswirkungen CBD auf die männliche Fruchtbarkeit hat.
Fazit: Für Paare mit Kinderwunsch gilt: Finger weg vom Joint!
Gerade bei ohnehin schon eingeschränkter Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit kann der Cannabiskonsum das Fass zum Überlaufen bringen und dazu führen, dass der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Wer ein Baby möchte, sollte daher auf Nummer sicher gehen und die Finger vom Joint lassen. CBD hingegen scheint sich aktuellen Studien zufolge bei Frauen und Männern sogar günstig auf die Fruchtbarkeit auszuwirken.
Zusammenfassung
Cannabis ist vor allem bei jungen Menschen eine beliebte Droge. Viele Konsumentinnen und Konsumenten wissen jedoch nicht, dass durch einen hohen und regelmäßigen Konsum die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden kann. Frauen und Männer mit Kinderwunsch sollten laut aktueller Studienlage auf den Cannabis-Konsum verzichten.