Die Rolle der Faszien bei der Entstehung von Schmerzen
Faszien finden im medizinischen Bereich immer mehr Beachtung, da sie einen wesentlichen Beitrag bei Verletzungen leisten und Schmerzen im Weichgewebe verursachen können. Man kann Faszien bei MRT-Untersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen nicht leicht erkennen, deswegen werden sie leider bei der Behandlung von Verletzungen häufig übersehen.
Besonders Dr. Robert Schleip, Humanbiologe, Diplompsychologe und Leiter des Fascia Research Project der Universität in Ulm, beschäftigt sich seit Jahren mit der Faszienforschung. Ergebnisse zeigen, dass Faszien bei Menschen mit verschiedenen Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Schmerzen in der Schulter oder wie z. B. bei einem Tennisarm eine bedeutende Rolle spielen.
Was sind Faszien?
Der Begriff der Faszien wurde erst in den letzten 10 Jahren aktuell. Die Wissenschaft redet mittlerweile von einer „zweiten Haut“ oder dem neuen Sinnesorgan: eine dünne Haut, die jedes Organ, jedes Blutgefäß, jeden Knochen, jede Nervenfaser und jeden Muskel mit seinen Fasern umgibt und zusammenhält. Sie befinden sich auch in unserem Gehirn. Dieses von Nervenfasern durchzogene Fasziengewebe beeinflusst unser autonomes Nervensystem.
Faszien sind ein dreidimensionales Bindegewebsnetz, das sich von Kopf bis Fuß im ganzen Körper ausbreitet. Sie befinden sich direkt unter der Haut und bestehen aus Kollagen, Wasser und Klebstoffen. Bestimmte Zellen in den Faszien wie z.B. die Fibroblasten, produzieren Kollagenfasern und Elastin, die für die Stabilität und Elastizität der Faszien sorgen, die für Stabilität und Halt in unserem Körper und Organismus sorgen.
Faszien enthalten Bewegungssensoren, Schmerzrezeptoren und Nervenendigungen, mit denen sie besetzt sind. Sie wirken sich auf unser vegetatives Nervensystem aus, das unsere lebenswichtigen Funktionen beeinflusst. Obwohl die Faszie wie eine Gewebeschicht aussieht, besteht sie tatsächlich aus mehreren Schichten mit Flüssigkeit dazwischen, die als Hyaluronan bezeichnet wird. Sie ist so konzipiert, dass sie sich beim Bewegen dehnt.
Aber es gibt bestimmte Dinge, die dazu führen, dass sich die Faszien verdicken und klebrig werden. Wenn sie austrocknen und sich um die Muskelstränge spannen, kann es die Mobilität einschränken und schmerzhafte Knoten verursachen. Faszien haben eine weitere Funktion. Sie wirken wie eine Barriere bei einer Entzündung, indem sie eine Ausbreitung in tiefere Regionen verhindern können.
Faszien umgeben alle Organe, Blutgefäße, Knochen und Nerven. Wenn Faszien austrocknen, entstehen Spannungen der Muskeln, die Schmerzen verursachen.
Sind die Faszien die Ursache der Schmerzen?
Das Problem ist, dass sich Faszienschmerzen nicht immer dort manifestieren, wo sie entstehen. Dies führt leider häufig zu falschen Diagnosen. Anhand typischer Begleitsymptome können Sie jedoch feststellen, ob die Symptome Beschwerden von Ihrer Faszie ausgehen:
- Der Schmerz breitet sich entlang der Faszien und großflächig aus
- Nachlassen des Schmerzes bei Bewegung
- Bewegungen fühlen sich steif an.
Im Allgemeinen fühlen sich Muskelverletzungen und Probleme in Gelenken umso schlimmer an, je mehr Sie sich bewegen. Faszienadhäsionen fühlen sich bei Bewegung besser an und sprechen auch gut auf Wärmetherapie an, wodurch die Elastizität des Gewebes wiederhergestellt wird.
Bei manchen Menschen können sich die Verwachsungen oder Verklebungen der Faszien mit der Zeit verschlechtern, was die umgebenden Muskeln komprimiert und verzieht. Dies kann zu harten, kleineren Knoten in den Muskeln führen, die als Triggerpunkte bezeichnet werden.
Schmerzen, die durch Faszien entstehen, machen sich meist durch einen großflächigen Schmerz bemerkbar, der durch Bewegung nachlässt. Meist machen sich die Schmerzen in der Muskulatur bemerkbar.
Warum verkleben Faszien?
Verklebungen können durch Bewegungsmangel entstehen, da der Körper nicht mehr imstande ist, den Körper mit den nötigen Nährstoffen zu versorgen. Faszien werden durch Lymphbahnen versorgt, d. h. es kann einen Stau in der Lymphflüssigkeit entstehen. Dadurch sammelt sich Eiweiß in der Lymphe an und wirkt wie ein Klebstoff, der die Faszien aneinanderheften oder verfilzen lässt.
Ebenso wird Fibrinogen transportiert, das zuständig für die Blutgerinnung ist. Es reichert sich an und dadurch entsteht Fibrin. Fibrin dient normalerweise dazu, offene Wunden zu schließen. Stattdessen verklebt es das umliegende Gewebe, in diesem Fall die Faszien. Dadurch wird die Dehnungskraft eingeschränkt und Verspannungen und Schmerzen entstehen. Verdickungen können auch Nerven einklemmen.
Mangelnde Bewegung kann die Faszien beeinflussen. Sie können verkleben und dadurch Verspannungen verursachen, die mit Schmerzen einhergehen bis hin zum Einklemmen von Nerven.
Wie entstehen Schmerzen durch Faszien?
Faszienschmerzen entwickeln sich hauptsächlich in der Myofaszie (Muskelfaszie). Das Wort setzt sich aus den Begriffen „Myo“ (Muskeln) und „Faszie“ (Bindegewebe) zusammen. Wenn hier Schmerzen auftreten, nennen wir sie myofasziales Schmerzsyndrom. Sie gehen von Triggerpunkten aus, z. B.:
- während der Bewegung
- bei Ausübung von Druck
- Muskelschmerzen und Steifheit
Faszienforscher ziehen vor allen Dingen die Lendenfaszie als Auslöser für Rückenschmerzen in Betracht. Sie ist die größte Faszie in unserem Körper. Sie verbindet die Muskeln des Rückens mit dem Gesäß- und Oberschenkelmuskeln. Faszien, die die Organe umgeben, können aber auch Schmerzen verursachen. Beispielsweise kann sogar der Darm über seine Fasziensuspensionen Rückenschmerzen auslösen.
Und so ist es auch mit der Muskelfaszie, denn der Ort, an dem sich der Schmerz ausbreitet, ist nicht immer der Ort, an dem sich das Problem entwickelt, sogenannte verwiesene Schmerzen. Das Erhärten in der Fußsohle kann durch die Rückenlinie bis zur Stirn laufen. Das Ergebnis sind Kopfschmerzen. Die Spannungen in Ihrem Körper sind daher voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig.
Stellen Sie sich das als Segelboot vor: Die Spannung der einzelnen Seile, die an den verschiedenen Punkten eingestellt sind, muss koordiniert werden. Wenn nur ein Seil gelöst wird, kann es sein, dass das Schiff in eine andere Richtung segelt. Dies gilt auch für unseren Körper, indem die Knochen und Wirbel durch das myofasziale Spannungsgleichgewicht an der richtigen Stelle gehalten werden. Experten nennen diese neue Perspektive „Tensegrity“.
Adhäsionen und Verhärtungen von Bereichen in Faszien können zu Ungleichgewichten im gesamten Körper führen.
Was sind die Ursachen der Schmerzen durch Faszien?
Gesunde Faszien sind glatt, rutschig und flexibel. Zu den Faktoren, die dazu führen, dass die Faszien gummiartig werden, zerknittern und Schmerzen versuchen, gehören unter anderem:
- Überbelastung: Wenn der Körper durch Anstrengung ständig angesäuert wird, wirkt sich dies negativ auf Ihre Faszien aus und kann zu Faszienschmerzen führen. Es ist daher wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Stress und Entspannung zu finden.
- Einseitige, monotone Bewegungen und Fehlhaltung: Eine einseitige Überlastung der Muskeln oder Fehlhaltung (krummer Rücken am Schreibtisch) führt zu Gewebestress der Muskelfaszien. Dadurch verspannen sich die Muskelfasern und Faszien verkleben. Die Folge davon ist oft eine Schonhaltung, die das Problem weiter verstärken kann.
- Ernährung und Flüssigkeiten: Eine ausgewogene Ernährung ist ein Grundbaustein, um sicherzustellen, dass Ihre Faszien mit den richtigen Nährstoffen versorgt werden. Neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr (die Faszie besteht zu etwa 75 % aus Wasser) ist das Säure-Basen-Gleichgewicht besonders wichtig.
- Chronischer Stress: Stresshormone bewirken eine Anspannung der Faszien, die bei anhaltender Dauer zu schmerzhaften Verhärtungen führen können.
Wie werden Faszienschmerzen behandelt?
Es gibt einige Arten, wie Sie ein Faszientraining gestalten und Schmerzen verhindern können.
- Abwechslungsreiche Übungen und Bewegungen: Alle Sportarten, die Körperbewusstsein erfordern und viel Abwechslung erfordern, trainieren die Faszien. Dies umfasst insbesondere Freizeitsportarten wie Tanzen oder Gymnastik sowie Yoga oder Pilates Übungen.
- Sprungbewegungen: Seilspringen, Hüpfen oder Tanzen. Bei federnden Aktionen beginnt die Bewegung nicht am Muskel, sondern am elastischen Bindegewebe. Diese Art der Bewegung ermöglicht es, Faszien gezielt zu trainieren.
- Dehnübungen: Die Faszie wird gerne in Längsrichtung gedehnt. Das Fasziensystem ist miteinander verbunden. Spannungen in einem Bereich wirken sich daher auf das gesamte System aus, sowohl positiv als auch negativ. Deshalb sollten immer ganze Faszienketten gedehnt werden.
- Flüssigkeitsaufnahme: Die Muskelfaszie besteht zu 75 % aus Wasser. Besonders bei Übungen, soll auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um Faszienschmerzen vorzubeugen. Empfohlen werden 30 bis 35 Milliliter pro kg Körpergewicht.
- Faszienfreundliche Ernährung: Ausgewogene, natürliche und pflanzliche Ernährung mit Hülsenfrüchten, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Gemüse, Nüsse, Pilze, Kartoffeln, Keime, Sprossen, Kräuter und Beeren. Gleichzeitig sollte Zucker, Weißmehl, Fleisch und Milchprodukte in Maßen zu sich genommen werden. Dies beugt zugleich einer Übersäuerung des Körpers vor, die das Verkleben von Faszien fördert.
Faszientherapie
Es gibt verschiedene Strategien, um schmerzhafte Knoten zu lösen, wie zum Beispiel:
- Wärmetherapie: Legen Sie ein Heizkissen auf den betroffenen Bereich oder nehmen Sie eine warme Dusche oder ein warmes Bad.
- Yogatherapie: Wenden Sie sich an einen gut ausgebildeten Yogatherapeuten, um eine Reihe von Yoga-Posen zu erhalten, die auf die Behandlung Ihres Schmerzbereichs abzielen.
- Rolfing: Tiefengewebsmassage, die auf Freisetzung und Neuausrichtung des Körpers, sowie die Verringerung von Muskelspannung abzielt.
- Akupunktur:Das Einführen von Akupunkturnadeln in Triggerpunkte kann dazu führen, dass sich angespannte Gewebefasern entspannen.
- Faszienrolle: Selbstmassage mit einer Rolle aus Hartschaum, die Muskelpartien von Verklebungen und Verspannungen zu verringern
- Faszienball: Mit einem Faszienball können Sie Regionen erreichen, die durch die Faszienrolle nicht gut erreicht werden können, wie den Nacken oder Fußgewölbe. So kann das Bindegewebe punktuell und gezielt behandelt werden, um Verspannungen zu lösen.
Die Behandlung von Faszienschmerzen erfordert häufig die Verwendung von mehr als einer Therapie.
Zusammenfassung
Faszien sind überall in unserem Körper vorhanden, eine Gewebestruktur, die sich um alle Nerven, Konchen, Sehnen und Organe befindet und für Stabilität und Halt sorgen. Durch mangelnde Bewegung oder Fehlhaltungen können die Faszien verkleben und verfilzen, was zu Schmerzen führen kann. Um dies zu verhindern, sollte auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung geachtet werden. Faszienschmerzen können durch Faszientherapien, wie Wärme, Massage, Rolfing oder Akupunktur behandelt werden.
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