Nachtblindheit

Nachtblindheit: Höheres Risiko für Unfälle

Nachtblindheit, auch Hemeralopie genannt, führt dazu, dass sich die Augen an einen Wechsel von hell zu dunkel nicht mehr anpassen können. Dadurch wird das Sehvermögen nach Sonnenuntergang erheblich eingeschränkt, was bei Autofahrern ein hohes Risiko für Unfälle birgt. Welche Krankheiten Auslöser für die Nachtblindheit sind und auf welche Anzeichen Sie achten sollten, erfahren Sie im Folgenden.

Was ist Nachtblindheit?

Ausgelöst wird Nachtblindheit (Hemeralopie) durch eine Gruppe von Erkrankungen, die die Sehfähigkeit nach der Dämmerung und in der Dunkelheit deutlich einschränken. Bei der echten Nachtblindheit nimmt die Sehfähigkeit objektiv ab, was mit einem schlechteren Sehen nach Sonnenuntergang, das auf viele Menschen zutrifft, nicht zu vergleichen ist. Verantwortlich für die Sehschwäche bei Nacht sind erworbene oder angeborene (kongenitale) Erkrankungen, die Sinneszellen in der Netzhaut schädigen.

Dort befinden sich Zapfen und Stäbchen, die für das Farbensehen bzw. Nachtsehen zuständig sind. Liegt eine Schädigung der Stäbchenzellen durch eine Krankheit vor, können Impulse nicht vom Sehnerv an das Gehirn übertragen werden. Dadurch wird die Sehschärfe im Dunkeln deutlich beeinträchtigt. Das Farbsehen am Tag ist vielfach nicht betroffen und lediglich die Sinneszellen für das Sehen in der Nacht werden angegriffen. Eine echte Nachtblindheit lässt sich im Test durch den Augenarzt mit einem Nachtmessgerät (Nyktometer) diagnostizieren.

Ursachen für Erblindung in Deutschland
Ursachen für Erblindung in Deutschland / Quelle: Resnikoff S, Bulletin of the World Health Organization

Was sind die Ursachen für Nachtblindheit?

Angeborene (kongenitale) Krankheiten

Retinopathia pigmentosa

Zu den angeborenen Augenerkrankungen, die zu einer Sehschwäche nach der Dämmerung führen, gehört die Retinopathia pigmentosa (Retinitis), bei der die Stäbchen und Zellen der Netzhaut immer stärker beschädigt werden. Die Netzhauterkrankung führt bis zur vollständigen Nachtblindheit, sodass Sie sich Ihre Augen überhaupt nicht mehr an das Sehen in der Nacht anpassen können. Erkennbar ist die angeborene Augenerkrankung an einem schlechteren Sehvermögen nachts und einem begrenzten Gesichtsfeld, das sich im Erwachsenenalter bemerkbar macht.

Oguchi Krankheit

Bei dem Oguchi-Syndrom handelt es sich ebenfalls um eine kongenitale Erkrankung, bei der eine Schädigung der Netzhaut das Sehen im Dunkeln deutlich erschwert. Anzeichen für die vererbte Nachtblindheit gibt es vielfach im Kindesalter, sodass bereits vor dem Erwerb des Führerscheins eine Diagnose gestellt werden kann. Als Ursache für eine Nachtblindheit wird die Netzhauterkrankung deutlich seltener als eine Retinitis diagnostiziert.

Erworbene Krankheiten

Zuckerkrankheit

Für eine Verschlechterung der Sehschärfe bei Nacht kann zudem die Zuckerkrankheit Diabetes verantwortlich sein. Die Auswirkungen der Erkrankung beschränken sich nicht nur auf die Stäbchen in der Netzhaut, sondern können auch das Farbensehen der Zapfen angreifen, was zu einer vollständigen Erblindung führen kann.

Grauer Star (Katarakt)

Auch ein Grauer Star kann das Sehen im Dämmerlicht einschränken. Beim Grauen Star kommt es zu einer Trübung der Augenlinse, wodurch die Sehschärfe nachlässt. Die Linsentrübung des Grauen Stars beeinflusst die Zellen der Netzhaut nicht direkt, aber das Sehvermögen bei Tag und Nacht ist deutlich schlechter.

Mangel an Vitamin A

Am einfachsten behandelbar ist ein Mangel an Vitamin A, bei dem das Pigment Rhodopsin nicht ausreichend produziert werden kann. Hergestellt aus Opsin und 11-cis Retinal, verhindert die unzureichende Versorgung mit Vitamin A, dass die Stäbchenzellen in der Netzhaut richtig arbeiten können. Impulse werden nicht vom Sehnerv an das Gehirn übertragen. Eine Änderung der Diät mit Lebensmitteln wie Karotten und Paprika oder Zusatzprodukten mit Vitamin A kann den Mangel beheben.

Eine Überprüfung Ihres Vitamin-A-Haushalts können Sie beim Hausarzt durchführen und überprüfen, ob ein Mangel der Auslöser für Probleme mit dem Sehen bei Dämmerlicht ist oder eine andere Erkrankung vorliegt.

Kurzsichtigkeit oder Probleme mit Pupillen

Für ein schlechtes Dämmerungssehen können auch eine Kurzsichtigkeit oder Probleme mit den Pupillen verantwortlich sein, sodass sich das Sehvermögen bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich verringert. Dabei ist es möglich, dass die Sehschärfe bei Tag unbeeinflusst bleibt und lediglich das Nachtsehen beeinträchtigt ist.

Wie groß ist das Risiko beim Autofahren?

Ein großes Risiko ist die Sehschwäche vor allem beim Autofahren, denn das Unfallrisiko steigt erheblich. Können Fußgänger oder Wildtiere nach der Dämmerung kaum wahrgenommen werden, sind Sie und andere Verkehrsteilnehmer einer wesentlich höheren Gefahr ausgesetzt. Wurde eine Nachtblindheit bei Ihnen festgestellt oder gibt es Anzeichen dafür, dass Ihr Sehen im Dunkeln nachlässt, sollten Sie nicht mehr selbst nachts mit dem Auto fahren.

Welche Anzeichen gibt es für Nachtblindheit?

Die Anzeichen für eine Sehbehinderung liegen darin, dass bei schlechten Lichtverhältnissen die Fähigkeit, im Straßenverkehr zu reagieren, deutlich abnimmt. Besonders beim Wechsel von hell zu dunkel können sich die Augen nur mit starker Verzögerung anpassen, sodass die Reaktionsfähigkeit stark verringert ist. Die Anzeichen für Nachtblindheit machen sich nicht nur beim Autofahren bemerkbar, sondern auch der Übergang von einem hellen in einen dunklen Raum wird nur langsam von den Augen registriert.

Wie kann man testen, ob man nachtblind ist?

Für den Test, ob eine Beeinträchtigung der Augen in der Nacht auftritt, sollten Betroffene sich an einen Augenarzt wenden. Wenn Sie Schwierigkeiten beim nächtlichen Autofahren bemerken, sollten Sie so früh wie möglich einen Termin vereinbaren. Mit einem Nachtmessgerät (Nyktometer) lässt sich anschließend diagnostizieren, ob eine Nachtblindheit besteht und welche Ursache dafür vorliegt.

Erkrankungsrisiko für Grünen Star
Erkrankungsrisiko für Grünen Star / Quelle: gbe-bund.de

Kann man Nachtblindheit korrigieren?

Eine Verbesserung des Sehvermögens nachts ist nur möglich, wenn das Dämmerungssehen durch einen Vitamin-A-Mangel, Kurzsichtigkeit oder Grauen Star eingeschränkt ist. Bei Vitamin-A-Mangel hilft eine veränderte Diät, während eine Linsentrübung durch eine Operation behandelt werden kann. Dabei wird die Augenlinse durch eine künstliche Linse ersetzt. Die Kurzsichtigkeit bei Nacht kann vielfach mit passenden Brillen oder Kontaktlinsen behoben werden. Für die angeborenen oder erworbenen Sehbehinderungen wie Retinopathia pigmentosa oder Diabetes gibt es bislang keine nachgewiesenen Behandlungen, mit denen die Nachtblindheit verbessert werden kann.

Muss ich bei Nachtblindheit den Führerschein abgeben?

Für Betroffene mit der angeborenen Sehstörung Retinopathia pigmentosa besteht ein Fahrverbot im Dunkeln, denn die Retinitis entspricht einer Erblindung nachts, sodass das Risiko von Unfällen deutlich steigt. Nach der § 23 Abs. 2 kann „die Fahrerlaubnisbehörde die Fahrerlaubnis soweit wie notwendig beschränken…“, sodass Sie bei Nachtblindheit kein Fahrzeug am Tag führen dürfen. Dabei wird die Schlüsselzahl 61 für die Beschränkung auf Fahrten bei Tag im Führerschein eingetragen. Bestehen beim Farbensehen keine Probleme, ist das Fahren bei Tageslicht weiterhin erlaubt.

Die Einschränkungen zum Fahren im Dunkeln bei Nachtblindheit sollten Sie nicht nur aufgrund von drohenden Bußgeldern einhalten, sondern auch, um sich und andere Verkehrsteilnehmer zu schützen.

Zusammenfassung

Eine Nachtblindheit sorgt dafür, dass sich die Augen an den Wechsel von hell zu dunkel kaum mehr anpassen können. Auslöser für die Sehstörung sind angeborene oder erworbene Erkrankungen der Netzhaut, die die Sinneszellen angreifen, die für das Nachtsehen verantwortlich sind. Eine diagnostizierte Nachtblindheit führt durch das höhere Unfallrisiko dazu, dass nur noch das Autofahren am Tag erlaubt ist.

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