Asperger bei Erwachsenen verstehen

Asperger bei Erwachsenen verstehen: Symptome und Diagnose

Das Asperger-Syndrom ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich typischerweise in Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und in bestimmten Verhaltens- und Interessenmustern äußert. Obwohl es lange Zeit als ausschließlich kinderpathologisches Phänomen angesehen wurde, wissen wir heute, dass auch viele Erwachsene von Asperger betroffen sein können.

Die Symptome können jedoch so subtil sein, dass das Asperger-Syndrom oft erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Diagnose und den Symptomen von Asperger bei Erwachsenen befassen und erläutern, wie diese Störung den Alltag und die psychische Gesundheit beeinflussen kann.

Hintergrundinformationen zum Thema Asperger bei Erwachsenen

Das Asperger-Syndrom wurde erstmals in den 1940er-Jahren von dem österreichischen Arzt Hans Asperger beschrieben. Es wurde lange Zeit als Unterform des Autismus angesehen, jedoch wurde es 2013 mit der Veröffentlichung der neuen Version des Diagnose-Handbuchs DSM-5 in die Kategorie „Autismus-Spektrum-Störungen“ aufgenommen.

Eine der Herausforderungen bei der Erkennung von Asperger bei Erwachsenen liegt darin, dass die Symptome oft subtil sind und von den Betroffenen oder ihren Angehörigen nicht als auffällig wahrgenommen werden. Oft werden Menschen mit Asperger im Erwachsenenalter erst diagnostiziert, wenn sie Schwierigkeiten im Beruf oder im sozialen Leben haben.

Was ist das Asperger-Syndrom?

Das Asperger-Syndrom ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich typischerweise durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und in begrenzten, aber intensiven Interessen oder Aktivitäten auszeichnet. Es ist Teil des Autismus-Spektrums, unterscheidet sich jedoch von anderen Formen des Autismus durch eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Intelligenz und Sprachentwicklung.

Menschen mit Asperger können Schwierigkeiten haben, nonverbale Signale wie Gesichtsausdrücke und Körpersprache zu verstehen, und können es schwer finden, Freundschaften oder romantische Beziehungen aufzubauen. Sie können auch repetitive Verhaltensweisen oder Rituale haben und eine überempfindliche Reaktion auf bestimmte Sinnesreize zeigen.

Unterschiede zwischen Autismus und Asperger

Obwohl das Asperger-Syndrom Teil des Autismus-Spektrums ist, gibt es einige Unterschiede zwischen Autismus und Asperger:

  • Sprachentwicklung: Kinder mit Autismus können Schwierigkeiten bei der Entwicklung der Sprache haben, während Menschen mit Asperger-Syndrom im Allgemeinen eine normale Sprachentwicklung aufweisen.
  • Kognitive Fähigkeiten: Menschen mit Asperger-Syndrom haben normalerweise eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Intelligenz, während Autismus auch bei Menschen mit geistiger Behinderung auftreten kann.
  • Soziale Interaktion: Menschen mit Autismus haben oft größere Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und sind weniger daran interessiert, Beziehungen zu anderen aufzubauen, während Menschen mit Asperger-Syndrom in der Regel ein stärkeres Verlangen nach sozialen Kontakten haben, jedoch oft Schwierigkeiten haben, diese Beziehungen zu initiieren und aufrechtzuerhalten.
  • Sensorische Überempfindlichkeit: Menschen mit Asperger-Syndrom können empfindlicher auf bestimmte Sinnesreize reagieren, zum Beispiel auf Geräusche oder Berührungen, während dies bei Autismus nicht immer der Fall ist.

Die Unterscheidung zwischen Autismus und Asperger kann manchmal schwierig sein, da es viele Überschneidungen gibt und es auch unterschiedliche Ausprägungen innerhalb des Autismus-Spektrums gibt.

Symptome von Asperger bei Erwachsenen

Das Asperger-Syndrom äußert sich in verschiedenen Symptomen, die bei Erwachsenen auftreten können. Im Folgenden werden einige der häufigsten Symptome beschrieben.

Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion

Menschen mit Asperger-Syndrom haben oft Schwierigkeiten, soziale Beziehungen zu anderen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Sie können Schwierigkeiten haben, sich in Gesprächen einzubringen und nonverbale Signale wie Gesichtsausdrücke oder Körpersprache zu verstehen. Sie können auch Schwierigkeiten haben, die Perspektive anderer Personen zu verstehen und einfühlsam zu sein. Diese Schwierigkeiten können dazu führen, dass Menschen mit Asperger-Syndrom sich isoliert und einsam fühlen.

Einschränkungen im Bereich der Kommunikation

Menschen mit Asperger-Syndrom können Einschränkungen im Bereich der Kommunikation haben. Das bedeutet, sie könnten beispielsweise Schwierigkeiten haben, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, insbesondere in Gruppengesprächen oder in Situationen mit vielen Menschen. Sie können auch Schwierigkeiten haben, Ironie oder Sarkasmus zu verstehen oder missverstehen, was andere sagen, indem sie ihre Aussagen wörtlich nehmen.

Fixierte Interessen und Verhaltensmuster

Eine weitere häufige Eigenschaft von Menschen mit Asperger-Syndrom ist das Vorhandensein von fixierten Interessen und Verhaltensmustern. Sie können besessen sein von bestimmten Themen und sich darauf konzentrieren, Informationen darüber zu sammeln und darüber zu sprechen, ohne sich für andere Themen zu interessieren. Sie können auch Rituale und Routinen haben, die für sie sehr wichtig sind und von denen sie nur schwer abweichen können.

Sensorische Überempfindlichkeit

Menschen mit Asperger-Syndrom sind oft empfindlicher auf bestimmte Sinnesreize als andere Menschen. Sie können überempfindlich auf Geräusche, Berührungen oder Gerüche reagieren und Schwierigkeiten haben, sich in Umgebungen mit vielen Reizen zu konzentrieren. Dies kann dazu führen, dass sie Situationen vermeiden, die für sie unangenehm sind.

Diese Symptome können bei Erwachsenen mit Asperger-Syndrom unterschiedlich ausgeprägt sein und können sich im Laufe des Lebens ändern. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Asperger-Syndrom alle diese Symptome aufweisen oder dass sie in unterschiedlichem Ausmaß auftreten können.

Diagnose von Asperger bei Erwachsenen

Die Diagnose von Asperger-Syndrom bei Erwachsenen kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome subtil sein können und mit anderen psychischen Störungen wie sozialer Angst oder Depressionen verwechselt werden können. Es gibt jedoch bestimmte Kriterien und diagnostische Verfahren, die bei der Diagnosestellung helfen können.

Herausforderungen bei der Diagnose

Eine der größten Herausforderungen bei der Diagnose von Asperger-Syndrom bei Erwachsenen besteht darin, dass sie oft erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden, wenn sie Schwierigkeiten im Beruf oder im sozialen Leben haben. Das bedeutet, dass viele Betroffene lange Zeit ohne Diagnose leben und somit auch keine therapeutischen Unterstützungsangebote erhalten. Zudem können sich einige Symptome im Laufe des Lebens verändern oder abmildern, was die Diagnose zusätzlich erschwert.

Kriterien für die Diagnosestellung

Die Diagnose von Asperger-Syndrom basiert auf einer Kombination von Symptomen und Verhaltensweisen, die von einem Psychiater oder Psychologen beurteilt werden. Die Kriterien für die Diagnose wurden in den Diagnose-Handbüchern DSM-5 und ICD-11 veröffentlicht und umfassen unter anderem:

  • Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion
  • Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit
  • Fixierte Interessen und Verhaltensmuster
  • Sensorische Überempfindlichkeit
  • Keine Anzeichen von geistiger Behinderung

Es gilt zu beachten, dass diese Kriterien nicht immer eindeutig sind und dass es immer auch einen gewissen Spielraum bei der Interpretation der Symptome gibt.

Diagnostische Verfahren

Es gibt verschiedene diagnostische Verfahren, die bei der Diagnose von Asperger-Syndrom eingesetzt werden können. Zu den häufigsten Verfahren gehören klinische Interviews, Fragebögen und Beobachtungen des Verhaltens in verschiedenen Situationen. Einige Fachleute verwenden auch spezifischere Tests wie den Autismus-Spektrum-Quotienten (AQ), um die Diagnose zu unterstützen.

Die Diagnose von Asperger-Syndrom bei Erwachsenen ist eine komplexe Angelegenheit, die eine gründliche Beurteilung durch einen erfahrenen Fachmann erfordert.

Auswirkungen von Asperger bei Erwachsenen

Asperger-Syndrom kann erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Erwachsenen haben. Im Folgenden werden einige der häufigsten bekannten Auswirkungen beschrieben.

Alltagsprobleme und Herausforderungen im Beruf

Menschen mit Asperger-Syndrom können Schwierigkeiten haben, alltägliche Aufgaben auszuführen und in sozialen Situationen zurechtzukommen. Im Beruf können sie Schwierigkeiten haben, Teamarbeit und Kooperation zu fördern, was die erfolgreiche Umsetzung von Projekten erschweren kann. Sie können auch Schwierigkeiten haben, Arbeitsanweisungen von Vorgesetzten zu verstehen und umzusetzen. Diese Schwierigkeiten können dazu führen, dass Menschen mit Asperger-Syndrom Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden oder zu behalten.

Psychische Gesundheit und emotionale Schwierigkeiten

Menschen mit Asperger-Syndrom sind oft einem erhöhten Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände, Depressionen und Zwangsstörungen ausgesetzt. Sie können auch Schwierigkeiten haben, mit starken Emotionen wie Wut oder Trauer umzugehen und können dazu neigen, sich auf bestimmte Interessen oder Aktivitäten zu konzentrieren, um sich von diesen Emotionen abzulenken.

Stigmatisierung und gesellschaftliche Vorurteile

Menschen mit Asperger-Syndrom können oft stigmatisiert werden und Vorurteilen von anderen Menschen ausgesetzt sein. Dies kann sich in Form von Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierung manifestieren. Viele Menschen mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten, Freunde zu finden oder romantische Beziehungen aufzubauen, was zu Einsamkeit und sozialer Isolation führen kann.

Behandlungsmöglichkeiten für Asperger bei Erwachsenen

Es handelt sich bei Asperger um eine komplexe Störung mit verschiedenen Symptomen und Schwierigkeiten im sozialen Miteinander. Um den Betroffenen zu helfen, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

Therapieansätze und Unterstützungsangebote

Eine multimodale Therapie ist eine Kombination aus verschiedenen Therapieformen, wie zum Beispiel Verhaltenstherapie, Ergotherapie oder Psychotherapie. Das Ziel ist es, möglichst viele Bereiche des Lebens abzudecken und spezifische Bedürfnisse der Betroffenen zu berücksichtigen.

Es gibt auch spezielle Therapieprogramme für Menschen mit Asperger-Syndrom, die darauf abzielen, soziale Kompetenzen zu verbessern und die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern.

Medikamentöse Behandlung

Bei begleitenden psychischen Erkrankungen kommen auch Medikamente wie Antidepressiva oder Stimulanzien zum Einsatz. Insbesondere bei Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen können diese Mittel helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Allerdings sollte die medikamentöse Behandlung immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Strategien zur Bewältigung von Schwierigkeiten

Es gibt verschiedene Strategien, die Menschen mit Asperger-Syndrom helfen können, ihre Schwierigkeiten im Alltag zu bewältigen. Dazu gehören zum Beispiel das Einhalten von Routinen und die Verwendung von Checklisten, um den Alltag zu strukturieren und sich besser zurechtzufinden. Auch Techniken zur Stressbewältigung können helfen, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.

Zusammenfassung

Die Diagnose und Therapie des Asperger-Syndroms haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Dennoch gibt es noch immer viele Herausforderungen und offene Fragen, insbesondere hinsichtlich der Ursachen und der genauen Ausprägungen der Störung. Auch die Integration von Menschen mit Asperger-Syndrom in die Gesellschaft bleibt eine wichtige Aufgabe. In Zukunft wird es wichtig sein, die Behandlung und Unterstützung individueller auf die Bedürfnisse der Betroffenen abzustimmen und neue Ansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen des Alltags besser zu bewältigen. Gleichzeitig muss die Gesellschaft dafür sensibilisiert werden, dass Menschen mit Asperger-Syndrom oft besondere Bedürfnisse haben und eine besondere Unterstützung benötigen, um ihr Potenzial voll entfalten zu können.

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